Credit Point

Viele Studenten, Mitarbeiter und Professoren rechnen damit und noch mehr sprechen darüber: Credit Point. Es ist einer der Begriffe, die zusammen mit Bachelor und Master den Einzug in die deutsche Hochschullandschaft gehalten haben. Im Deutschen wird der Credit Point (CP) auch gerne Credit Punkt oder Leistungspunkt genannt und findet sich bei nahezu jeder Veranstaltung. Doch was bedeutet er und was steht da hinter?

Credit Point

Am Besten wird der Credit Point durch die Übersetzung „Leistungspunkt“ beschrieben. Ihm liegt die Idee zu Grunde, dass für jede Veranstaltung der Hochschule ein gewisser Aufwand notwendig ist um diese zu absolvieren. Dieser Aufwand soll durch den Credit Point ausgedruckt werden. Dabei gilt, dass ein Credit Point im europäischen Rahmen zwischen 25 und 30 Arbeitsstunden entspricht. Wobei in Deutschland mehr und mehr die 30 Arbeitsstunden zu Grunde gelegt werden. Das bedeutet, dass eine Veranstaltung mit 3 CP einen Aufwand von durchschnittlich 90 Stunden haben soll. Diese 90 Stunden sollen für den durchschnittlichen Studenten stehen, der das notwendigen Vorwissen mitbringt. Was ein durchschnittlicher Student ist, und ob dieser die Veranstaltung nur besteht oder eine gute Note erwirbt, ist ein offener Punkt und wird in diesem Artikel nicht behandelt.

Grundlagen

Die Hochschulrektorenkonferenz hat den Bologna Reader (PDF, 3,74 MB) in Auftrag gegeben, um den Universitäten einen grundlegenden Leitfaden zur Verfügung zu stellen. In diesem Reader wird auf verschiedene Punkte des Bologna Prozess eingegangen und die Begriffe des Prozesses erklärt. Darunter befindet sich auch der Credit Point. Zusätzlich gibt es noch ein weiteres Dokument (PDF, 45 KB), das basierend auf dem Bologna Reader versucht den Credit Point zu erklären.

Die Grundlage für die Definition eines Credit Points mit 30 Stunden legt der durchschnittliche Arbeitnehmer, der in Europa zwischen 1500 und 1800 Stunden arbeitet und 6 Woche Jahresurlaub erhält. Auch hier gilt, dass  in Deutschland die obere Grenze als Grundlage verwendet wird.  Aus dieser Definition ergibt sich, dass 1800 Stunden in 46 Woche geleistet werden sollen. Dies entspricht einer 5 Tage Woche mit jeweils 8 Stunden Arbeitszeit pro Tag. Wer es genau nimmt, muss mit einer 39,1 Stunden Woche rechnen. Zur Vereinfachung verwende ich eine 40 Stunden Woche, mit der Folge das der Jahresaufwand bei 1840 Stunden liegt. Aus den 1800 Stunden und der Vorgabe, dass im Jahr 60 Credits Points – 30 CP pro Semester – erworben werden sollen, folgt ein Arbeitsaufwand für jeden Credit Point von 30 Stunden.

Bedeutung

Aus den Grundlagen ergibt sich für jedes Semester ein Arbeitsaufwand von 30 CP oder 900 Stunden, die auf 23 Wochen aufgeteilt werden. Diese 23 Wochen teilen sich in Vorlesungszeit und vorlesungsfreie Zeit auf. Im Folgenden wird der Arbeitsaufwand pro CP auf die vorlesungsfreie Zeit und Vorlesungszeit umgerechnet. Dazu nehmen wir zunächst einmal an, dass von den 23 Wochen 16 Wochen auf die reine Vorlesungszeit entfallen und die restlichen 7 Woche auf die vorlesungsfreie Zeit. Jetzt berechnen wir, wie viele Stunden eines CP in der vorlesungsfreien Zeit erbracht werden sollen und wie viele auf die Vorlesungszeit entfallen.

vorlesungsfreie Zeit
Aus den 7 Wochen vorlesungsfreie Zeit ergeben sich 280 Stunden an Arbeitsaufwand, die in dieser Zeit erbracht werden sollen. Diese 280 Stunden verteilen sich auf die 30 CP, die wieder pro Semester erworben werden sollen. Daraus ergibt sich ein Aufwand von 1,1 Tagen in der vorlesungsfreien Zeit für jeden einzelnen CP. Das bedeutet, das von den 30 Stunden eines einzelnen CP 8,8 Stunden in der vorlesungsfreien Zeit erbracht werden müssten.

Vorlesungszeit
Aus den 16 Wochen Vorlesungszeit ergeben sich 640 Stunden an Arbeitsaufwand, die in dieser Zeit vorgesehen sind.  Diese 640 Stunden verteilen sich auf die 30 CP, die pro Semester angedacht sind. Von diesen fällt ein Teil auf die Vor- und Nachbereitung der Veranstaltung sowie ein Teil auf die Veranstaltung selbst (z.B.  Vorlesungs- und Übungstermine).  Um diese Zeit berechnen zu können, müssen die CP auf die Vorlesungs- und Übungstermine der Veranstaltung herunter gebrochen werden. Dabei wird für die Berechnung einfach angenommen, dass 3 CP einem wöchentlichen Vorlesungs- und Übungstermin von zusammen 90 Minuten entspricht. Daraus folgt, dass pro CP ein Aufwand von 30 Minuten pro Woche für den Vorlesungs- und Übungstermin vorgesehen ist. Für alle 30 CP des Semesters ergibt sich dann ein Gesamtaufwand von 15 Stunden an reinen Vorlesungs- und Übungsterminen pro Woche. Auf die ganze Vorlesungszeit hochgerechnet folgt ein Aufwand von 240 Stunden an reinen Vorlesungs- und Übungsterminen.

Vor- und Nachbereitung
Da in der Vorlesungszeit 640 Stunden vorgesehen sind und 240 Stunden davon auf die Vorlesungs- und Übungstermine entfallen, verbleiben 400 Stunden die für die Vorlesungszeit vorgesehen sind. Diese 400 Stunden entfallen auf die Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltung. Auf die einzelne Woche der Vorlesungszeit herunter gebrochen, ergibt sich ein Aufwand von 25 Stunden pro Woche. Auf den CP runter gerechnet, ergibt sich ein Aufwand von 50 Minuten pro Woche.

Beispiel

Als Beispiel dient eine Vorlesung mit 3 CP, die lediglich aus einem 90 Minuten Vorlesungstermin besteht. Für diese Veranstaltung fällt in der Vorlesungszeit ein Aufwand von 90 Minuten pro Woche für den Vorlesungstermin sowie 150 Minuten Vor- und Nachbereitung an. In der vorlesungsfreien Zeit sind dann 3,3 Tage oder auch 26,4 Stunden zur Klausurvorbereitung vorgesehen.

Fazit

Nach wildem Rechnungen komme ich nun zum Fazit und der Frage, was bedeutet denn nun ein einzelner CP für einen durchschnittlichen Studenten?

Ein einzelner CP bedeutet ein Arbeitsaufwand von 30 Stunden die auf das Semester wie folgt verteilt sind:

  • 30 Minuten pro Woche in den 16 Wochen der Vorlesungszeit auf den Vorlesungs- und Übungstermin
  • 50 Minuten pro Woche auf Vor- und Nachbereitung während der Vorlesungszeit
  • 8,8 Stunden auf die Klausurvorbereitung in der vorlesungsfreien Zeit

In Summe macht das dann 8 Stunden an Vorlesungs- und Übungsterminen, 13,2 Stunden an Vor- und Nachbereitung und 8,8 Stunden an Klausurvorbereitung.